Begleiter in schwierigen Zeiten Interview mit Trauerredner Gerd W. Stolp

Jeder Mensch trauert auf seine ganz eigene, individuelle Weise, ein „Richtig“ oder „Falsch“ gibt es nicht.
Deshalb ist auch jede Abschiedsfeier anders und sollte sowohl zu der verstorbenen Person als auch zu den trauernden Angehörigen passen. Doch wie können die Wünsche der Verstorbenen mit den Vorstellungen der Familienmitglieder in Einklang gebracht werden, um am Ende eines Lebens einen würdevollen und gelungenen Abschied zu organisieren? Dies herauszufinden ist nicht immer ganz einfach. 

Gerd W. Stolp ist zertifizierter Trauerredner. Er begleitet Hinterbliebene und unterstützt sie dabei, mit dem Verlust eines geliebten Menschen umzugehen. Zugleich hilft er dabei, sowohl weltliche als auch religiöse Trauerfeiern zu gestalten. Wir trafen ihn in seinem Heimatort Tutzing.

FreiZeitSchrift: Herr Stolp, wie genau darf man sich die Arbeit eines Trauerredners vorstellen?
Gerd W. Stolp: Der Verlust eines geliebten Menschen ist ein sehr einschneidendes Erlebnis. Meine Aufgabe besteht darin, Trauernde in dieser schweren Zeit zu begleiten. Dabei sehe ich mich als Bindeglied zwischen der Familie des Verstorbenen, dem Bestatter und allen weiteren Beteiligten. Das tue ich nicht nur als Trauerredner. Auf Wunsch übernehme ich auch die Ausarbeitung der Trauerzeremonie bis hin zur Grablegung. Allerdings spielt hier die Trauerrede eine sehr große Rolle. Sie ist wichtiger Bestandteil eines gelungenen Abschieds, der das Andenken an den Verstorbenen bewahrt und an seine Einzigartigkeit erinnert.

FreiZeitSchrift: Diese Einzigartigkeit zu benennen, ist sicher nicht immer leicht?
Gerd W. Stolp: Das stimmt, aber ich denke, dass mir hier meine langjährige Berufserfahrung als biografischer Coach sehr zugute kommt. Vor dem großen Abschied steht natürlich immer erst ein ausführliches Vorgespräch mit den Angehörigen. Dabei erfahre ich, ob eine Bestattungsvorsorge getroffen wurde. Dies ist die Grundlage für das weitere Vorgehen. Gemeinsam versuchen wir dann herauszufinden, wie sich der Verstorbene seine eigene Trauerfeier vorgestellt hätte und ob er sich mit seiner Familie bereits im Vorfeld konkrete Gedanken darüber gemacht hat. Nur so ist es für mich möglich, persönliche Abschiedsreden zu verfassen und mit viel Achtsamkeit der Trauergemeinde das sichere Gefühl zu vermitteln, dass da jemand sehr genau weiß, was er über den Verstorbenen sagt. Zugleich versuche ich, die Hinterbliebenen mit meinen Worten darin zu stärken, loszulassen oder gar zu vergeben.

FreiZeitSchrift: Nun besteht eine Trauerfeier ja aus vielen, verschiedenen Elementen, nicht nur aus der Rede. Was gehört noch dazu?
Gerd W. Stolp: Ja, auch der Ablauf, die musikalische Umrahmung und auch der Ort der Zeremonie sind wichtige Punkte, die in einem Vorgespräch geklärt werden. Viele Trauernde sind aufgrund ihrer emotionalen Lage mit der Organisation oftmals überfordert. Sehr gerne übernehme ich dann auch organisatorische Aufgaben, um den Hinterbliebenen zumindest diese Last abzunehmen. Letztlich begleite ich sie vom Vorgespräch bis zum Schlusspunkt einer Bestattung, falls es gewünscht wird.

FreiZeitSchrift: Beschränkt sich Ihre Tätigkeit dabei nur auf Tutzing und den Starnberger See?
Gerd W. Stolp: Nein, nein, wo auch immer ich gebraucht werde, bin ich da. Ob bei Erd- und Feuerbestattungen im süddeutschen Raum oder bei Seebestattungen in Norddeutschland – ich komme gerne, wenn ich Hinterbliebene unterstützen kann.